Ein Besuch im Knesset, dem Israelischen Parlament

 

In der Knesset findet heute eine Diskussionsrunde über die Sinai-Folterofer statt. Eingeladen wurden NGOs, Medienvertreter, Politiker und Ärzte. Zu fünft machen sich Orji, Osman, David, Tsege und meine Wenigkeit auf den Weg zum Israelischen Parlament.

Keiner von uns ist wirklich fit, denn die Hitze der letzten Tage hat uns doch mehr zugesetzt, als gedacht. Orji, unsere Fahrerin, ist schwanger und war bereits bei unserer anstrengenden Busfahrt und der anschließenden Demo am Weltflüchtlingstag im Holot dabei. Ihr Motto: „Der Kleine soll ruhig wissen, wen er sich als Mama ausgesucht hat.“ Zumindest ist das Auto von Orji klimatisiert. Die eineinhalbstündige Fahrt vergeht wie im Flug. Das liegt auch an den Bildern, die einem die Stadt beim Blick aus dem Fenster bietet. In Jerusalem vermischt sich biblisch Altes mit Modernem aus dem 20sten Jahrhundert. Und Religion ist überall präsent, wo man auch hinsieht. Meiner Meinung nach, sollte es mehr Bücher geben, die sich mit der Psychologie dieser Stadt auseinandersetzen, aber das ist ein anderes Thema. Die Knesset befindet sich auf einem Hügel, sie ist verglichen mit dem Berliner Bundestag eher klein, doch die Aussicht auf die Hügel Jerusalems ist beeindruckend. Alles ist wunderschön grün und steht in voller Blüte, welch ein Unterschied zu Tel Aviv. Ein leichter Wind macht die übliche Hitze der Stadt hier oben etwas erträglicher. Die Anlage ist sehr überschaubar, es gibt ein Hauptgebäude und ein paar Nebengebäude. Und es sind sehr viele Agenten unterwegs, leicht zu erkennen an den Stöpseln in ihren Ohren. Ich vermute mal, dass wir schon auf der Fahrt nach oben auf „Big Brother’s“ Radar waren, denn egal wohin man sieht, überall sind Kameras aufgestellt.

Am Eingangsgebäude bildet sich eine Schlange. Jeder, der das Knessetgelände betreten möchte, muss sich ausweisen und seinen Besuch vorher angekündigt haben. Erst die Taschenkontrolle, danach durch den Detektor und dann bekomme ich schließlich mein Tagesticket, welches ich immer bei mir tragen und beim Verlassen der Knesset wieder abgeben muss. Mein – so scheint es zumindest – persönlicher Knesset-Agent achtet akribisch darauf, dass ich nicht verloren gehe und erinnert mich daran, dass sein Job erst mit Abgabe meines Tickets beendet sei. Endlich im Sitzungssaal angekommen, müssen meine Begleiter und ich erst einmal die Toiletten aufsuchen. Die Nervosität macht sich so langsam bemerkbar.

Kurz darauf eröffnet das Knesset-Mitglied Michal Rozen die Diskussionsrunde und heißt uns alle herzlich willkommen. Gleich zu Beginn wird die Filmdokumentation „Sound of Torture“ von der Regisseurin Keren Shayo gezeigt, die ebenfalls anwesend ist. Osman hält es nicht aus und verlässt den Saal. Ich folge ihm zwei Minuten später. Erst wenn die Doku zu Ende ist, werden wir den Saal gemeinsam wieder betreten. Die alten Dämonen sind bei Osman zurückgekehrt. Er kennt die dort gezeigten Gebäude sehr gut. Er beschreibt mir den Raum in dem er und andere festgehalten worden sind. Er erinnert sich an den Geruch, die Schreie, den Schmerz. Er ist sehr nervös, ich bitte ihn, mich anzuschauen und erkläre ihm, dass er in Sicherheit ist und dass ich bei ihm bin. Er nickt, aber sein Gesicht ist voller Schweiß. Ich bitte ihn, zur Toilette zu gehen und sein Gesicht mit kaltem Wasser abzuwaschen. Widerwillig geht er. Was die Folteropfer im Sinai durchgemacht haben und immer noch durchmachen, können wir uns nicht vorstellen. Selbst wenn wir es versuchen wollten, es wäre wohl nicht möglich, denn so viel bösartige Phantasie haben wir zum Glück nicht in uns.

Erst jetzt fällt mir auf, dass wir beobachtet werden. Ein Knesset-Agent folgt Osman zur Toilette. Hinter mir bemerke ich, dass auch ich einen Agenten habe, der sich um mich kümmert. Er ist groß, dunkelhaarig, hat große dunkelbraune Augen und wirkt sehr athletisch. Gegenüber von mir steht eine Frau, sie ist eher zierlich und klein.

Seit Osman zur Toilette gegangen ist sind nun gute 15 Minuten vergangen. So langsam werde ich nervös: Was, wenn sie ihn festhalten? Hier in Israel können Schwarzafrikaner ohne Grund festgehalten und für eine unbestimmte Zeit grundlos eingesperrt werden. Aber nein, ich will jetzt nicht an so etwas denken. Die ganzen Überwachungskameras beobachtend, stelle ich mir aber unweigerlich doch die Frage: Falls Osman nicht zurückkommt, wie weit würde ich gehen, um ihn zu schützen? Ich hole mein Handy heraus, um meinem israelischen Anwalt ein Lebenszeichen zu geben. Auf einmal kommt „mein“ Agent zu mir und sagt in einem kommandierendem Ton: „Schalte dein Handy aus, es ist verboten, dieses hier zu benutzen!“ Um mich herum war mir vorher jedoch aufgefallen, dass einige ihre Handys benutzten. Das war der Grund, warum ich mich überhaupt traute, mein Handy zu zücken. Ich habe nirgendwo ein entsprechendes Verbotsschild wahrgenommen. Ich merke, wie so langsam die Wut in mir hochkocht. Tief luftholend höre ich meine Stimme zugegebenermaßen etwas provokativ nachfragen: „Gilt das Handyverbot für alle Besucher oder nur für Nichtisraelis?“ Oder gilt das Verbot nur für diejenigen, die der Staat auf dem Kicker hat, frage ich mich im Stillen. Mittlerweile ist Osman von der Toilette zurückgekehrt, mit ihm auch sein Agent. Durch meinen Kopf schießen in diesem Moment so viele Gedanken, vor allem um die Sicherheit von Osman, doch eine Stimme in mir sagt: „Lass dich hier nicht einschüchtern!“ Der Agent schaut mir sehr lange in die Augen – zumindest fühlt es sich so an – bis Osman diese unangenehme Situation schließlich auflöst, indem er mich fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich bin froh, dass er wieder da ist und umarme ihn, er lächelt. Mein Agent geht wieder auf Abstand zu mir, aber ich spüre, dass sich etwas zwischen uns verändert hat. Ich frage mich nur, ob zum Guten oder zum Schlechten.

„Gott, gib mir die Kraft, nicht die Nerven zu verlieren und diesen Tag zu überstehen“, spreche ich ein Stoßgebet. Am Ende des Flurs tauchen plötzlich Kaffeedamen auf, die kostenlosen Tee und Kaffee ausgeben. Osman nimmt die Gelegenheit wahr, geht grinsend auf die Kellnerin zu und bittet sie um einen extra starken Kaffee mit einem Schuss Milch – für mich. Beim Versuch, den Plastikbecker mit einem Deckel zu verschließen, tut er sich schwer. Ich merke, wie ihm sein Agent immer näherkommt. Schnell eile ich zur Hilfe und halte den Kaffeebecher, damit Osman den Deckel mit seiner von der Folter stark lädierten Hand einfacher aufsetzen kann. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie der nervös wirkende Agent schockiert auf Osmans entstellte Hand blickt. Er scheint mit irgendjemandem zu sprechen, jedenfalls bewegen sich seine Lippen. Auf einmal ist er verschwunden. Für Osman hole ich ein Wasser, etwas anderes will er nicht.

Der Film im großen Saal läuft noch immer. Also beschließen Osman und ich, uns die Bilder im großen Flur anzuschauen. Ex-Premierminister Scharon, Netanjahu, Rabin an der Klagemauer, ein Stück israelische Geschichte. Wir sprechen aber nicht über die israelische Geschichte, sondern über das, was uns eventuell später im Plenarsaal erwarten würde. Osman hat keine Hoffnung, dass sich seine bzw. die Situation seiner Landsleute hier in Israel verbessern wird. Die israelische Regierung scheint Schwarzafrikaner regelrecht zu hassen. Mir tut es weh, ihn so zu sehen und ihm nicht erklären zu können, woher dieser vermeintliche Hass rührt. Es fühlt sich scheinbar niemand in der Regierung dazu verpflichtet, sich ernsthaft mit dem Schicksal der Folteropfer zu befassen. Stattdessen müssen die Schwarzafrikaner als Grund für vielerlei Probleme hier herhalten: Arbeitslosigkeit, Wohnungsknappheit, zu hohe Lebenserhaltungskosten. Der Sündenbock für viele diese Probleme ist an erster Stelle der nichtjüdische Schwarzafrikaner. Die PR-Maschinerie, die „Israel“ als das Daueropfer in der Weltöffentlichkeit darzustellen versucht, funktioniert perfekt! Es ist verrückt, wie viele Themen die Öffentlichkeit dadurch nicht oder nur teilweise erfährt. Image ist eben alles und jeder, der es dann doch wagen sollte, etwas zu kritisieren, wird als Verräter oder gar als Antisemit abgetan, sofern es sich nicht um einen Israeli handelt. Dies ist jedoch eine Diskussion, die ich an dieser Stelle nicht aufmachen möchte.

Auf einmal geht die Tür des Saals wieder auf und Tsege, die bei ASSAF für die Folteropfer übersetzt, kommt heraus. Sie weint bitterlich. Ich nehme sie in meine Arme. Auch sie quälen die Bilder und Erinnerungen. Sie ist zwar selbst kein Sinai-Folteropfer, aber dadurch, dass sie fast ausschließlich mit den Sinai-Folteropfern zu tun hat, nimmt sie diese Doku in besonderer Weise mit. Auch sie bekommt bei ASSAF therapeutische Hilfe, denn derartige Schilderungen von Folter gehen nicht spurlos an einem vorbei, auch wenn man sie „nur“ übersetzen muss. Irgendwann hat sie sich beruhigt. Endlich, die Doku ist zu Ende. In der kleinen Pause, die nun allen gewährt wird, haben die Kellnerinnen alle Hände voll zu tun. In der Zwischenzeit ist auch der Agent von Osman wieder da. In einer ruhigen Minute fängt er mich ab und fragt, woher Osman seine schweren Verletzungen habe. Ich erzähle ihm Osmans Geschichte als Kurzversion. Er schüttelt nur den Kopf, ihm fehlen offensichtlich die Worte.

Nach der Pause geht’s ans Eingemachte. Zunächst spricht Michal Rozen und drückt nochmals ihr Bedauern aus und betont, dass die Knesset Wege finden müsse, diesen Menschen zu helfen. Die Vertreter der EU-Kommission Herr Remmert Cohen und Frau Yael Kaz versichern, die EU Kommission hätte diese Menschen nicht vergessen. Danach beginnt die Diskussionsrunde, in der Mitglieder der Likud-Partei offen ihre Abneigung gegenüber den Schwarzafrikanern zum Ausdruck bringen. Ärzte erklären ihren schweren Stand in der medizinischen Hilfe und NGOs wie ASSAF und PHR schildern ihre Situation und bitten eindringlich um Hilfe durch die Regierung. Fragen wie „Warum sind Sinai-Folteropfer im Gefängnis, obwohl sie doch so dringend eine Behandlung benötigen?“ werden nicht wirklich beantwortet. Die aktuelle Regierung hat offensichtlich kein gesteigertes Interesse daran, diesen Menschen zu helfen. Im Gegenteil, sie verwehrt ihnen fast jegliche Hilfe und schikaniert sie solange, bis sie das Land freiwillig wieder verlassen, egal wie schwer ihre Verletzungen und Traumata auch sind.

Schließlich ergreift der Leiter der Gesher Klinik das Wort. Die Gesher-Klinik bildet eine der wenigen Ausnahmen vom allgemeinen Desinteresse an den Folteropfern. Nach langem Hin und Her hat sich die Regierung doch dazu entschieden, den Sinai-Folteropfern dort zu helfen. Im Februar 2014 eröffnete das erste Therapiezentrum für Folteropfer bzw. für Flüchtlinge und Asylbewerber. Die Klinik, welche im Florentin-Viertel von Tel Aviv liegt, kann bis zu 200 Patienten aufnehmen. Auch wenn die Warteliste innerhalb kürzester Zeit ins Unermessliche gestiegen ist, stellt die Klinik ein Segen und eine große Entlastung für ASSAF und PHR dar. Die Regierung gab die Gelder dafür an das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und dieses wiederum veranlasste, dass das israelische Gesundheitsministerium die Oberaufsicht über das Therapiezentrum hat. Die Rechtsradikalen und Extremisten waren sehr sauer, dass dem „schwarzen Krebsgeschwür“ (Zitat des Innenministers Gideon Sa’ar in einer seiner öffentlichen Reden) auch noch geholfen würde. Mithilfe des Therapiezentrums können die Fälle der Folteropfer nun besser durch Fachärzte sowie Psychiater und Psychologen dokumentiert werden. Bis dato ist es dem Fachpersonal der Klinik jedoch untersagt, in ihren Berichten das Wort „Folter“ zu benutzen. Der Grund: Wenn ein Folteropfer als solches bezeichnet wird, dann müsste der israelische Staat für diese Menschen aufkommen, was momentan kaum vorstellbar ist.

Schließlich muss auch ich vor den Knesset-Mitgliedern Rede und Antwort stehen. Bei der Frage eines Abgeordneten, wo ich Verbesserungspotenzial sehen würde, muss ich etwas schmunzeln. Ich betone, dass die Gesher-Klinik zwar eine großartige Sache für die Folteropfer sei, jedoch wären NGOs wie ASSAF und PHR mindestens genauso wichtig. Es müsse daher darüber nachgedacht werden, wie der Staat diese NGOs unterstützen kann.

Wenig später berichtet ein Mitglied der Likud-Partei, dass man momentan mit Jordanien in Verhandlung stehe, um jordanische Arbeitskräfte nach Israel kommen zu lassen. Auf die Frage „Warum und wozu?“ antwortet sie, dass diese günstiger wären als die Schwarzafrikaner und da es den Schwarzafrikanern wohl immer noch gut gehe in Israel, wäre der aus ihrer Sicht logische Schritt, sämtliche Arbeiten der Schwarzafrikaner durch Jordanier zu ersetzen. Ein tumultartiges Durcheinander entsteht – Politik „as its best“ eben! Osman schaut mich nur an und schüttelt den Kopf. Er erzählt mir, dass viele von ihnen sehr hohe Schulden haben, da sie ihren Familien und Freunden das Lösegeld, das für ihre Freilassung bezahlt wurde, zurückzahlen müssten. Viele können aber aufgrund der physischen und psychischen Folgen der Folter nicht mehr arbeiten. Wer bezahlt dann die Schulden? Ich stelle mir vor, wie ausweglos die Situation für viele erscheinen mag, hole tief Luft und schlucke.

Auf einmal wird mir die Frage gestellt, warum ich als Deutsche überhaupt hier bin. Die Deutschen hätten doch mit dem Holocaust genug Unheil angerichtet und seien hier unerwünscht. Ich schaue der jungen Dame in die Augen und meine, dass der Holocaust, so schlimm er auch war, Geschichte sei und mit der gegenwärtigen Situation nichts zu tun habe. Ich frage sie, ob sie an einer Zukunft interessiert sei, in der alle Religionen in diesem Land friedlich zusammenleben. Ihre Antwort vorwegnehmend fahre ich fort: „Dann lassen Sie uns doch lieber über ein sich hier und heute wiederholendes Phänomen namens „Apartheit“ sprechen und dafür eine Lösung suchen.“ Die Vergangenheit zu kennen, um daraus zu lernen, ist wichtig und gut. Die Vergangenheit dafür zu benutzen, um von gegenwärtig stattfindenden Fehlentwicklungen abzulenken, halte ich für fatal. Ich frage mich, warum Israel so viel Geld von anderen Regierungen erhält, obwohl das Land eine derart menschenverachtende Politik betreibt. Wie lange will die Welt denn noch wegsehen? Eine Frage, die ich mir vermutlich noch lange stellen werde. Nach einigem Durcheinander gelingt es Michal Rozen, wieder Ruhe in die Runde zu bringen. Sie bedankt sich bei allen Teilnehmern für ihr Interesse und für die Diskussionsbereitschaft.

Nach der Sitzung suchen die NGO-Vertreter im Kleinen nochmals das Gespräch mit den Abgeordneten und tauschen Visitenkarten aus. Osman und ich verlassen den Plenarsaal erst einmal. Etwas Abstand würde mir vermutlich gut tun, um nach der aufreibenden Diskussion etwas herunter zu kommen. Als ich den Saal wieder betrete, kommen einige Ärzte und der Leiter der Gesher-Klinik auf mich zu. Sie würden sich freuen, wenn ich in den nächsten Tagen noch in der Klinik vorbeischauen könnte. Also tauschen wir Telefonnummern und E-Mail-Adressen aus. In einer ruhigen Minute würde ich der Leiterin des Kölner Therapiezentrums für Folteropfer eine E-Mail schreiben und sie mit dem Leiter der Gesher-Klinik in Kontakt bringen. Beide arbeiten schließlich auf demselben Gebiet, von einem Austausch würden sicher beide profitieren.

Ich bin nicht wirklich gut darin, Smalltalk zu halten, schon gar nicht nach einer solchen Diskussion und derart schweren Themen. Ich beschließe also, etwas Ruhe auf der Frauentoilette zu suchen und mich mit kühlem Wasser etwas zu erfrischen. Die Klimaanlage hatte es nicht geschafft, mich ausreichend abzukühlen. Als ich von der Toilette zurückkomme, entdecke ich auch meinen Agenten wieder, der in der Nähe der Toilette steht. Ich schüttle den Kopf und bewege mich auf ihn zu. Als ich neben ihm stehe, lege ich meinen Arm um seine Schulter und flüstere ihm zu: “Ich wusste gar nicht, dass ich zum VIP aufgestiegen bin und dass er sich Sorgen um meine Gesundheit machen würde, wenn ich auf die Toilette gehe!“ Er muss grinsen. In der Zwischenzeit haben sich David und Tsege zu Osman gesellt. Sie lachen, wie schön. Als wir gerade am Gehen sind, kommt Michal mit ihrer Assistentin auf mich zu und bittet mich um ein kurzes Gespräch. Wir sind uns auf Anhieb sympathisch und vereinbaren einen Termin mit ihr und anderen Knesset-Mitgliedern, um in Ruhe vertiefend über diverse Themen sprechen zu können.

Zurück in Tel Aviv gehen Osman und ich am späten Nachmittag noch gemeinsam essen. Zwar würden er und ich noch bei ASSAF erwartet, doch ich merke, dass ich etwas Ruhe brauchen könnte, um den Tag zu verarbeiten und meine Gedanken zu sortieren. Ich beschließe also, nach dem Essen noch zum Strand zu fahren. Das Meer hilft mir in solchen Situationen, meinen Seelenfrieden wiederzuerlangen. Mein Handy werde ich erst einmal ausschalten. Als ich mich von Osman verabschiede, flüstert er mir ins Ohr: „Vielleicht wussten sie im Knesset bis gestern nichts von dir und von Desert Rose, aber ab heute werden sie sich an dich erinnern, an eine, die ihre Meinung sagt und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt!“ Ein schönes Kompliment von einem, der im Sinai durch die Hölle ging und nun den Mut hat, vor Mitglieder des Knesset zu treten, um seinesgleichen eine Stimme zu geben. Ich verneige mich vor ihm.

Autor: Rahel Woldemichael

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