Neuer Report: Trafficking for Ransom

 

Unser Bericht über Menschenhandel zur Lösegelderpressung auf Fluchtrouten

In den vergangenen Jahren häufen sich die Berichte über MigrantInnen, die auf ihren Routen zur Lösegelderpressung verschleppt und gefoltert werden. In unserem Bericht „Trafficking for Ransom. Ausbeutung transnationaler Migrationsnetzwerke. Eine neue Form des Menschenhandels auf Fluchtrouten“ beleuchten wir diese neuartige Form des Menschenhandels und fassen Fallbeispiele aus Libyen, Ägypten, Jemen, Thailand und Mexiko zusammen.

Wir freuen uns, Ihnen den Bericht „Trafficking for Ransom“, der der im Rahmen einer Masterarbeit an der Philipps Universität Marburg im Fach Friedens- und Konfliktforschung entstanden ist, nun in veröffentlichter Form präsentieren zu können. Wir versuchen darin erstmals, eine umfassende Betrachtung aller bislang bekannten Fälle von Menschenhandel zur Lösegelderpressung (englisch: trafficking for ransom) vorzunehmen. Dabei werden die Charakteristiken des neuartigen „Geschäftsmodells“ mit MigrantInnen aufgezeigt, Ursachen analysiert und Ansätze hin zu einem besseren Schutz der Betroffenen vorgestellt. Die Arbeit basiert sowohl auf praktischen Erfahrungen, die wir im Rahmen unserer Vereinstätigkeit mit Überlebenden von Menschenhandel gesammelt haben, als auch auf Dokumenten von Menschenrechtsorganisationen und JournalistInnen weltweit.

Wir würden uns freuen, wenn Sie den Bericht zur Kenntnis nehmen und ihn an Interessierte weiterleiten.

Gerne stehen wir auch für weitere Fragen zur Verfügung.

Der Bericht steht hier kostenlos zum Download bereit.

 

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Abstract:

Ein neuartiges Phänomen hat sich in den letzten zehn Jahren auf irregulären Migrationsrouten weltweit entwickelt: Menschenhandel zur Lösegelderpressung. Dabei werden MigrantInnen auf ihrer Route entführt und – häufig unter Folter – dazu genötigt, ihre Angehörigen per Mobiltelefon im Ausland anzurufen um Lösegeld für ihre Freilassung zu sammeln. Erstmals wurde der modus operandi im Kontext des Menschenhandels im Sinai dokumentiert, bei dem zwischen 2009 und 2014 schätzungsweise 25.000 MigrantInnen auf ihrer Route entführt und in sogenannten „Foltercamps“ zur Lösegelderpressung festgehalten wurden. Mittlerweile liegen Berichte zu ähnlichen Fällen aus Ländern wie Libyen, Mexiko, Thailand und dem Jemen vor; offenbar ist hier ein verbreitetes „Geschäftsmodell“ auf Migrationsrouten entstanden, das auf der Ausbeutung transnationaler Netzwerke basiert. Dennoch hat das Phänomen wissenschaftlich und politisch kaum Beachtung gefunden. Diese Arbeit untersucht Menschenhandel zur Lösegelderpressung (englisch: trafficking for ransom) als neuartiges Ausbeutungsmodell und fasst die vorliegenden Erkenntnisse aus verschiedenen Regionen weltweit zusammen. Auf Grundlage bislang bekannter NGO-Berichte sowie eigener Forschung zum Sinai-Fall werden die Kernmerkmale des Modells herausgearbeitet, Ursachen zu dessen Entstehung aufgezeigt und Ansätze zum Schutz von Betroffenen vorgestellt. Ziel ist es, einen umfassenden Rahmen zur Erfassung des Menschenhandelsmodells zu entwickeln und Handlungsempfehlungen für die Praxis zu generieren.
Stichworte: Menschenhandel, Migration, Folter, Lösegelderpressung, Informations- und  Kommunikationstechnologien.

In the last decade, a phenomenon has developed on irregular migration routes in different regions in the world: human trafficking for ransom. Migrants are kidnapped on their way and forced to call their relatives abroad via mobile phone to beg for ransom money, often while being tortured. This modus operandi was first documented in the Sinai Peninsula, where between 2009 and 2014, approximately 25.000 migrants were abducted and held captive in so called “torture camps” to extort ransom. Meanwhile, reports about similar cases have been found in other regions such as Libya, Mexico, Thailand and Yemen. Apparently, trafficking for ransom has become a widespread form of violence on migration routes which is based on the exploitation of transnational migrant networks. Despite this development, the phenomenon has received relatively little attention hitherto. This paper examines trafficking for ransom as a new form of exploitation and summarizes findings from different regions of the world. Based on NGO reports and empirical research on the Sinai case, the paper presents central characteristics of the model, root causes and approaches for a better protection of migrants en route. The aim is to develop a comprehensive framework to grasp trafficking for ransom and to generate recommendations for humanitarian action.
Keywords: human trafficking, migration, torture, ransom extortion, information and communication technologies (ICTs)

IMPRESSUM

Desert Rose e.V.
Maxim-Gorkij-Straße 5
79111 Freiburg
www.desertrose.info
Email: contact@desertrose.info

Infos zur Autorin
Lucia Heisterkamp, geb. 1989, ist Stellvertretende Vorsitzende bei Desert Rose e.V. Sie studierte Friedens- und Konfliktforschung (M.A.) an der Philipps Universität Marburg und lebt derzeit in Berlin.
Kontakt: lucia.h@desertrose.info

Print Friendly, PDF & Email

Comments are closed.